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Der leise Abschied aus München

Der leise Abschied aus München

Es war das letzte Mal, dass Pep Guardiola die Meisterschale emporstrecken durfte und doch hielten sich die Emotionen in Grenzen. Wenn man den Auftritt des Erfolgstrainers betrachtet, hatte die Meisterfeier auf dem Balkon des Münchener Rathauses viel mehr etwas von einer jährlichen Routine Veranstaltung, als von einer ausgelassenen Feier. Eine Liebesbeziehung sieht anders aus.

Als 2012 der ehemalige Barcelona Coach an die Säbener Straße mit den Vorschusslorbeeren „Bester Trainer der Welt“ kam, war man sich sicher, dass eine neue Spielkultur in der Allianz Arena herrschen würde. Noch zuvor wurde der Vorgänger Jupp Heynckes, der sich mit dem Gewinn des Tripels verewigen konnte, unter tosenden Beifall in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Vier Jahre später hätte auch Pep Guardiola einen solchen Abschied verdient. Er machte seinem Ruf alle Ehre und hob das Spielniveau der Bayern, ja sogar der kompletten Bundesliga, auf ein bis dato ganz unerforschtes Level. Alle drei Meisterschaften entwickelten sich zu einem Selbstläufer, wenn auch der ganz große Coup, der Sieg der Championsleague, verwehrt blieb. Das Fazit: Pep Guardiola hat nachhaltig die Spielkultur des Rekordmeisters beeinflusst und damit vielleicht sogar den Grundstein für den Erfolg in den nächsten Jahren gelegt.

Vernunftehe statt innige Liebe

Ein wirklich inniges Verhältnis zwischen Verein und Trainer kam allerdings nie zustande. Der Auftritt auf dem Balkon des Münchener Rathauses spricht Bände. Guardiola mied das Rampenlicht und hielt auch seine Rede sehr nüchtern. Emotionen suchte mach vergebens, von Abschiedstrauer keine Spur. Als er die Worte an die versammelten 10.000 Bayernfans richtete, sprang kein Funken über. Auch, als die Mannschaft versuchte die Stimmung ein wenig anzuheizen, verschwand er prompt ins Innere des Rathauses. Spätestens jetzt wurde klar: Guardiola hat einen Job erledigt. Nicht mehr und nicht weniger. Emotionen gehören für ihn scheinbar nicht zu diesem Job.

Wer einen Job zu erledigen hat, dem bleibt keine Zeit für euphorische Reden und ausgelassenes Feiern. Vielleicht ist man im Kopf schon ganz wo anders. Vielleicht bei der Vorbereitung auf das noch anstehende Pokalfinale gegen den Rivalen und Tabellenzweiten auf Dortmund. Dies entspräche Guardialas Naturell. Vielleicht ist man aber auch schon bei der nächsten großen Herausforderung in Manchester.

Gewiss ist, dass es noch einen Titel zu holen gibt. Ungewiss bleibt, ob die Beziehung durch einen weiteren Titel in der Amtszeit des Katalanen noch einmal inniger werden kann – Die Tendenz geht klar zu nein. Zu sehr zweckgebunden ist das Verhältnis. Das wissen sowohl Fans, als auch Trainer.

Guardiola - der wahre Verlierer des Halbfinales

Guardiola – der wahre Verlierer des Halbfinales

Das dritte Mal infolge traf der FC Bayern München im Halbfinale auf eine spanische Mannschaft. Zum dritten Mal infolge verloren die Deutschen. Doch der wahre Verlierer des Abends war Star-Trainer Pep Guardiola.

Viele Änderungen, wenig Erfolge

Gestern gab es zwei Verlierer und zwei Gewinner. Zu den Verlierern zählten der FC Bayern München auf Grund des Ergebnisses (1:0) sowie – auf Grund seiner taktischen Überlegungen – Pep Guardiola. Die Gewinner des Abends waren Atletico Madrid, da sie das erste Halbfinale für sich entscheiden konnten, sowie Thomas Müller. Müller kam erst in der Schlussphase der Partie. Guardiola verzichtet, überraschenderweise, auf den Stürmer. Auch Franck Ribéry war nicht von Beginn an auf dem Spielfeld zu finden. Doch der Plan, mit dieser neuen Methode den Gegner zu überraschen, schlug fehl. Vor allem in den ersten 45 Minuten ging von den Deutschen keine Gefahr aus. Kingsley Coman war gut, aber nicht reif genug. Und dass der verletzte Arjen Robben an jeder Ecke des Systems fehlte, war auch den größten Bayern-Fans nach 45 Minuten klar.

Das Rückspiel wird zum Finale

Dass Thomas Müller, nachdem er noch für ordentlich Unruhe im Strafraum der Spanier sorgen konnte, im Rückspiel von Anfang an auf dem Rasen stehen wird, dürfte klar sein. Guardiola, der sich nach dem Abpfiff dahingehend rechtfertigte, mehr Kontrolle im Mittelfeld haben zu wollen, scheiterte mit seinem Versuch, Simeone und sein Team zu überraschen. Auch Philipp Lahm, der Kapitän der Bayern, zeigte sich zutiefst enttäuscht. Schlussendlich war er es, der schon vor dem Beginn der Partie den Kurs vorgab, sich nicht zu verstecken und alles daran zu setzen, das wichtige Auswärtstor zu erzielen. Eine Zielvorgabe, die nicht erfüllt wurde. Nun stehen die Bayern, wie in den beiden Jahren zuvor, wieder vor dem Aus im Halbfinale. Wieder wäre es eine spanische Mannschaft; wieder gelang den Deutschen kein Auswärtstreffer gegen ein spanisches Team. Natürlich – im Rückspiel sind die Bayern der klare Favorit. Doch die Favoritenrolle können die Bayern nur erfüllen, wenn Pep Guardiola nicht auf derartige Überraschungen setzt, dass sogar das eigene Team überrascht davon ist.

Schaffen die Bayern doch noch das Tripple?

Das Rückspiel wird zum Finale für Guardiola. Meister ist er – rein theoretisch – schon; im Cupfinale des DFB-Pokals ist er auch. Ein Tripple zum Abschluss? Mit der Leistung, welche die Bayern in Madrid gezeigt haben, ein schwieriges, fast unmögliches Vorhaben.