Mehr als 19.000 Euro für einen Quadratmeter in München
In Deutschland finden aufgrund des derzeitigen Baubooms Normalverbraucher kaum noch bezahlbaren Wohnraum. Einen mehr als traurigen Wettstreit um den teuersten Quadratmeterpreis liefern sich zwei Städte. Wie auch die Schere zwischen arm und reich geht auch beim Immobilienmarkt die Schere immer weiter auseinander. Wohlhabende Menschen sind in der Lage, für Eigentumswohnungen, in zentraler Lage, in Hamburg, Berlin oder München horrende Summen zu zahlen. Viele Zehntausende Wohnungen, die Otto-Normal-Verbraucher bezahlen kann, fehlen hingegen.
BAUMA
Auf der international größten Baumesse BAUMA, die in München stattfindet, sind die Unternehmen über den derzeitigen Bauboom erfreut. Die bestehenden Probleme, so die Einschätzung der Bauwirtschaft, können auf dem Wohnungsmarkt nicht so schnell gelöst werden.
Die Frage, die der Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes Bayerischer Bauinnungen, München, stellt, zeigt die Problematik auf. Er fragt:“Wie schaffen wir es, dass ein Investor im unteren und mittleren Segment wieder einsteigt in die Immobilien?
Für einen Quadratmeter Wohnfläche satte 19.020 Euro
Der Immobilienmarkt in München bringt immer wieder neue Höchstwerte: So bezahlen gut betuchte Kunden für eine Eigentumswohnung in guter Lage mit 80 Quadratmeter Wohnfläche derzeit 800.000 Euro oder sogar mehr. Wert eine Immobilie unter 100.000 Euro in zentraler Lage sucht, findet in der Regel nur noch Garagenplätze. Dabei kosten Tiefgaragenplätze im Wohnturm „Frieds“ und anderen Neubauprojekten, die in der Nähe der Münchner Innenstadt liegen, bereits mindestens 34.900 Euro. Allerdings ist München nicht die teuerste Stadt; der Berliner Makler Engel & Völkers hatte in seiner Stadt letztens in Berlin-Mitte eine Wohnung mit einem Quadratmeterpreis von 19.020 Euro registriert. Hamburg folgt mit 19.000 Euro. Die weiteren Plätze nehmen Frankfurt/ Main mit 14.800 Euro pro Quadratmeter, Stuttgart mit 12.600 Euro je Quadratmeter, Düsseldorf mit 11.100 Euro sowie Köln mit 9800 Euro je Quadratmeter Wohnfläche ein. In diesem Ranking ist München nicht aufgelistet. In diesem Teilabschnitt hätten nicht ausreichend Daten zur Verfügung gestanden, so heißt es in einem veröffentlichten Bericht.
Immobilienmarkt
Makler, Bauunternehmer und Kreditvermittler sehen derzeit keine Tendenzen, die für eine Beruhigung des Immobilienmarktes sprechen. Das liegt hauptsächlich an der Kauflust der Kunden, die aktuell ungebrochen ist. Geprägt ist dies durch anhaltende Nachfrage und kontinuierliches Wachstum, der den Handel mit teuren Immobilien in sehr guten Lagen in Deutschland in Schwung hält, so Engel & Völkers.
Mit großem Interesse an exklusive Immobilien rechnet der Immobilienfinanzierer Interhyp auch in Zukunft. Es ist ausreichend Baugeld für die kommenden Jahre verfügbar, das steht spätestens seit der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), fest welche die Nullzins-Politik aufrechterhält. Besonders in den angesagten Ballungszentren wird sich das hohe Niveau der Nachfrage nach Wohneigentum halten, so die Meinung von Chefanalyst Jan Hebecker. In diesen bevorzugten Wohnlagen gibt es ein überschaubares Angebot, was zur Folge hat, dass dort die Preise weiter ansteigen.
Niedrige Zinsen
In Bezug auf das aktuell niedrige Zinsniveau raten Banken dazu, eine hohe Tilgung zu vereinbaren. Keiner weiß, wie sich das Zinsniveau in den kommenden zahn oder 15 Jahren entwickelt. Die hohe Tilgung gewährleistet, dass ein großer Teil des Darlehens abgezahlt ist, wenn die Zinsbindung abläuft.
Mangelware: Bezahlbarer Wohnraum
Die Verbraucher investierten im vergangenen Jahr in Immobilien so viel Geld, wie in keinem Jahr zuvor, so die Hochrechnungen des Immobilienverbandes IVD. Im letzten Jahr waren es 219 Milliarden Euro, was eine Erhöhung zum Vorjahr von 12 Prozent ausmacht. Seit 1988, dem Beginn der Erfassungen, ist dies der höchste Wert gab im Februar der Verband bekannt. Eine große Anzahl Baufirmen haben für die folgenden Monate volle Auftragsbücher und damit Probleme, den Aufträgen nachzukommen. Erstmals wurden mehr 300.000 Baugenehmigungen erteilt, ein Wert, der sich an das Jahr 2000 anlehnt, so die Angaben des Statistischen Bundesamtes. So groß die Zuwächse auch sind, sie reichen nach Ansicht der Wohnungswirtschaft in keinem Fall für eine ausreichende Schaffung von bezahlbarem Wohnraum aus. Besonders in den Ballungsgebieten sind bezahlbare Wohnungen Fehlanzeige. Dies resultiert aus der in den vergangenen Jahren erheblich geringeren Bautätigkeit in diesem Bereich.
GdW
Vor Kurzem forderte der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko von der Politik wirksame Maßnahmen, insbesondere wegen der extrem steigenden Zuwanderung. Seine Forderung, Wohnungsbau in Ballungsgebieten zielorientiert zu fördern, richtet sich an sowohl an den Bund, aber auch an die Länder und Kommunen. Vor Beginn der BAUMA stellte Hans Auracher, der Sprecher der bayerischen Landesvereinigung Bauwirtschaft klar, dass es hinten und vorne nicht ausreicht. Die Branche trifft sich auf dem Münchner Messegelände, wo die BAUMA bis 17. April 2016 stattfindet. Kein Weg wird daran vorbeiführen, dass die Kommunen für den Bau von bezahlbarem Wohnraum zu Bauherren werden. Grund dafür ist, dass durch die Bauauflagen und die stetig ansteigenden Kosten der Wohnungsbau im unteren und mittleren Preissegment für private Investoren nicht attraktiv ist.
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