Interview mit Editha Tarantino
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Wie sind Sie zur Malerei gekommen?
Schon als Kind habe ich gerne gezeichnet und gemalt. In der Schule habe ich meine Hefte und Hausaufgaben mit kleinen Zeichnungen „aufgepeppt“. Ich liebe Kreativität, alles Handwerkliche, ich improvisiere sehr gerne. Vor ca. 30 Jahren begann ich, mich intensiv mit der Malerei zu beschäftigen. Ich kaufte mir unzählige Bücher und begann im Selbststudium alles über Techniken, Farben, Kunstgeschichte usw. zu lernen. Bei einer sehr guten Malerin, einer Aquarellistin, besuchte ich regelmäßig Kurse, nahm an Studienreisen teil. Leider ist ja die Aquarelltechnik ein bisschen aus der Mode. Ich finde es schade, weil es eine sehr schöne, auch schwierige Technik ist. Dann schrieb ich mich an der Kunstschule bei Prof. Seeger ein und habe 2 Semester Aktzeichnen geübt. Irgendwann war die Malerei dann ein großer Teil meines Lebens. Wenn ich darüber nachdenke, was die Initialzündung für den Wunsch mich so intensiv auszubilden war, war es ein Besuch eines Michael Jackson Konzertes. Ich war von dem Künstler und Menschen so fasziniert, dass ich mir seine Biografie kaufte. Mein Sohn war damals noch ganz klein und war von meiner „ Michaelmanie“ angesteckt. Er wollte unbedingt, dass ich ihm ein Bild von Michael Jackson aus der Biografie male. Das gelang mir erstaunlich gut und in der Folge musste ich für viele Kinder aus der Bekanntschaft und Verwandtschaft Michael Jackson malen. Das hat mich so angezündet, dass der Wunsch mich nun „richtig“ auszubilden entstand. So begann meine Malkarriere….eigentlich durch Michael Jackson.
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Welche Künstler inspirieren Sie und warum?
Schon immer haben mich die Impressionisten fasziniert. Claude Monet, Edouard Manet, Max Liebermann z.B. Ich liebe Licht und Schatten in Bildern. Vor kurzem war ich in der Ausstellung von Joaquin Sorolla in der Kunsthalle München und konnte mich gar nicht satt sehen an diesen wunderschönen Werken. Obwohl ich seit einigen Jahren die expressive Acrylmalerei bevorzuge, hauptsächlich Portraits male, findet man in meinen Bildern stets viel Licht und Schatten. Heute ist es ja durch das Internet sehr einfach, sich zu inspirieren. Es gibt so unglaublich viele gute zeitgenössische Maler. Da könnte ich sehr viele aufzählen. Ich bevorzuge die gegenständliche Malerei, zähle mich auch zu den gegenständlichen Malern. Ich male sehr spontan in expressionistischer Freiheit und einem sehr „lebendigen“ Pinselduktus. Man hat in so vielen Jahren natürlich seine „ Handschrift“ entwickelt. Diesen einen Künstler, dem ich nacheifere, gibt es nicht.
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Sie haben bereits in New York ausgestellt. Wie ist es dazu gekommen?
Ja, das war sehr schön, eine sehr gute Erfahrung. Ich habe letztes Jahr einen Galeristen kennen gelernt, der mich eingeladen hat, meine Bilder in New York auszustellen. Dieses Jahr im Mai war es so weit. Es war in einer wunderschönen Galerie in Manhattan / Chelsea / Lower East Side. Soho und die Lower East Side ist derzeit mit seinen 200 Kunstgalerien das kulturelle Zentrum in New York und wird von vielen Kunstinteressierten aus aller Welt besucht. Es war eine Möglichkeit, sich dem internationalen Vergleich zu stellen und wichtige Kontakte zu knüpfen. Ein Highlight meiner bisherigen künstlerischen Laufbahn. Ich konnte mit einigen anderen Europäischen Künstlern meine Bilder präsentieren. Ich habe die Ausstellung genutzt, um mir New York anzusehen, natürlich die wichtigsten Museen besucht und auch einige ganz interessante Kontakte geknüpft.
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Wie kommt es zu dem interessanten Namen „Tarantino“?
Das ist sehr einfach. Man heiratet einen Italiener mit dem Namen Tarantino J Ich werde oft gefragt, ob das mein Künstlername ist. In meinem Pass steht wirklich Editha Tarantino. Ich finde diesen Namen auch sehr schön, war aber einfach Zufall. Mein Mädchenname war Doppler.
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Welche Art von Kunst gefällt Ihnen am besten?
Das kann ich so gar nicht sagen, da ich sehr vielseitig interessiert bin. In erster Linie natürlich die Malerei, aber ich begeistere mich auch für gute Musik, Bildhauerei, Fotografie. Graffiti finde ich auch ganz spannend. In New York bin ich einen halben Tag durch Harlem gewandert um Graffitis zu sehen, habe aber leider nichts gefunden. Einheimische haben mir erzählt, dass die Graffitis alle entfernt wurden, worüber ich sehr enttäuscht war. Ich hatte gehofft, so einen schönen Hinterhof mit tollen Graffitis zu finden. Ich habe in Harlem aber sehr schöne Fotos gemacht. Es war Muttertag und ich habe so wunderschöne Familien gesehen. Ältere Damen mit tollen Hüten und schicken Kleidern. Ich fotografiere sehr gerne, nutze die Fotos dann als Inspiration für meine Bilder.
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Wie lange arbeiten Sie an einem so tollen Gemälde wie z.B. das von Karl Lagerfeld?
Karl Lagerfeld zu malen habe ich sehr genossen. Er ist ein sehr dankbares Motiv und war in einer Nacht fertig. Ich male grundsätzlich sehr schnell, da ich spontan male. Allerdings bereite ich mich, besonders wenn ich Portraits male, sehr gut vor. Lese oft vorher Biografien, damit ich eine möglichst gute Vorstellung von dem Menschen habe. Danach malt mein Pinsel quasi von selbst J Ich werde oft gefragt, wie lange ich für ein Bild brauche. Dann sage ich ganz gerne z.B. „5 Stunden und 30 Jahre Erfahrung“. Es ist tatsächlich so, dass man viele Jahre und ständig üben muss, bis man quasi aus dem Unterbewusstsein malt. Wie auch ein Musiker viele Jahre und ständig üben muss, um sein Instrument zu beherrschen. Malen ist ein sehr komplexes Handwerk, man lernt auch nie aus. Aber das ist ja gerade das Schöne. Ich hoffe, ich werde meine Neugierde nie verlieren, ich will mich immer weiter entwickeln. Ich habe einen sehr hohen Anspruch an die Qualität meiner Bilder. Oft gehe ich auch wochenlang „ schwanger“ mit einer Idee, um dann in ein paar Stunden das Bild zu malen.
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Was sind Ihre beruflichen Ziele?
Ich bin zwar sehr ehrgeizig, bin aber sehr zufrieden, wie es jetzt gerade ist. Ich gebe regelmäßig Unterricht in meinem Atelier. Bin Dozentin bei einigen Kunstakademien, ich mache endlich nur mehr das, was ich immer wollte. Malen, malen, malen…. Ich liebe es, mein Wissen und die Liebe zur Malerei weiter zu geben. Natürlich stelle ich regelmäßig auch aus, gehe auf Messen. Viel zu wenig zwar, weil es mit so viel administrativer Arbeit verbunden ist, ich male lieber J Ich bin kein Planer, eher ein bauchgesteuerter Mensch. Ich bin offen für alles, was kommt….
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Stehen neue Projekte an und falls ja, verraten Sie mir welche?
Zurzeit bereite ich mich auf eine Ausstellung in meiner Heimatstadt St. Pölten vor. Es ist zum ersten Mal, dass ich in meiner alten Heimat ausstelle und ich freue mich sehr darauf. Sie wird den Titel „ Humanity….I have a dream“ tragen. Ich stelle Portraits von Menschen aus, die sich in irgendeiner Weise für Menschlichkeit und den Weltfrieden eingesetzt haben. Das sind bekannte Persönlichkeiten, wie Martin Luther King, Mutter Theresa, Jesus von Nazareth, John Lennon, Michael Jackson, Gandhi. Aber auch relativ unbekannte Menschen wie Irena Sendler, die über 2500 jüdische Kinder aus dem Warschauer Ghetto gerettet hat. Oder Hermann Gmeiner, den Gründer der SOS Kinderdörfer. Humanität ist mir ein großes Anliegen, ich versuche auch, soweit es geht, ein „guter Mensch“ zu sein.
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Was machen Sie privat, wenn Sie sich nicht der Kunst widmen?
Ich gehe mit meinen Hunden in die Natur. Als gebürtige Österreicherin liebe ich die Berge. Wenn ich Zeit habe, gehe ich gerne durch die Stadt und beobachte Menschen, fotografiere. Manchmal gehe ich gerne ins Museum, aber das hat schon wieder mit Kunst zu tun …. irgendwie lande ich da immer J Ich koche sehr gerne und liebe es, mit Freunden und Familie zusammen zu essen. Ich reise sehr gerne, mag aber keine Pauschalreisen, ich würde niemals eine Kreuzfahrt auf einem Schiff machen. Ich mag die Individualität, den Zufall. Man sagt, ein Maler definiert sich nicht nur in dem was er malt, sondern viel mehr, wie er malt. Ich male spontan… ich liebe die Spontanität. Ich hasse es, das Leben zu planen, weil ich Überraschungen liebe….
10. Was denken Sie über Gustav Klimt und das Portrait von Adele Bloch? Ist Sie die Mona Lisa von Wien?
Das ist eine sehr interessante Frage. Gustav Klimt war mit Adele Bloch – Bauer befreundet. Sehr wahrscheinlich diente sie ihm bei einigen seiner Gemälde als Modell. Das wohl bekannteste Bild ist “ Adele Bloch-Bauer I “ aus seiner goldenen Periode. Das Werk Klimts erzielte 2006 einen Rekordpreis und hängt jetzt in der Neuen Galerie in New York. Dieses Bild ist wohl das berühmteste Beispiel zum Thema Raubkunst. Österreich musste das Bild 2006, das einst die Nazis geraubt hatten, nach einem Rechtsstreit an die Erben zurückgeben. “ Adele Bloch-Bauer I“ galt als Österreichs „Mona Lisa“ und war das berühmteste Bild des Landes.
Über Editha Tarantino
Editha ist in Österreich geboren und aufgewachsen und lebt in Schweitenkirchen, in der Nähe von München. Sie besuchte die Kunstschule Prof. Seeger in München, sowie diverse Kunstakademien, wie z.B. die Akademie der bildenden Künste in Kolbermoor. Zudem nahm Tarantino an Kursen bei Kunstmalern verschiedenster Richtungen teil und studierte unzähliger Kunstbücher. Sie ging auf Malreisen im In-und Ausland und erweitert ständig ihren „künstlerischen Horizont“.
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